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Einführung in die Ausstellung

Klosterschließung Bersenbrück - Eine Intrige?

Warum das Zisterzienserinnen-Kloster in Bersenbrück 1787 geschlossen wurde, ist bis heute nahezu unbekannt. Ändern könnte sich dies im kommenden Herbst, genauer gesagt: am 20. September 2020. Denn dann eröffnet im Museum im Kloster eine Ausstellung, die das Rätsel lüftet. Sie trägt den Titel "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige?"

Wendepunkt in der Geschichte

Über 550 Jahre hatte das Kloster darauf geachtet, dass die für seinen Orden geforderte Abgeschiedenheit streng eingehalten wurde. Es hatte jegliche Siedlungstätigkeit in unmittelbarer Nähe unterbunden. So sah man bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nur Wiesen und Wälder, wo sich heute das Zentrum der Stadt Bersenbrück befindet. Erst die mit List erzwungene Schließung des Klosters 1787 ermöglichte die Entwicklung des Ortes zu einem geschäftigen Zentrum. In kurzer Zeit siedelten sich Betriebe an. Die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich, und in die altehrwürdigen Klostermauern zog schließlich die preußische Amtsverwaltung ein. Diese Entwicklung war von den Initiatoren der Schließung weder beabsichtigt noch vorausgesehen worden.

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Das reichste Kloster der Region

Es hätte durchaus auch ein anderes der vielen Klöster in der Region treffen können. Denn die Klosterauflösung geschah keineswegs freiwillig oder gar in gutem Einvernehmen mit der Klosterleitung. Die Entscheidung, ausgerechnet das Bersenbrücker Kloster zu schließen, beruhte allein auf seiner hohen Wirtschaftskraft und seinem außergewöhnlichen Reichtum. Denn was die Regierung in Osnabrück gemeinsam mit der katholischen Kirche gesucht hatte, war eine Geldquelle. Die Einkünfte des Klosters sollten die Finanzierung eines Plans ermöglichen, der von den angesehensten Männern der damaligen Zeit erdacht und ausgehandelt worden war.

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Der Plan - ein Meisterstück!

Im Dezember 1786 wurde der Vertrag unterzeichnet, der die Schließung herbeiführte. Dieser Vertrag enthielt in seinem Kern das, was die geniale Lösung unlösbar scheinender Konflikte hatte sein sollen. In Fürstenau und Schledehausen sollte es - endlich! - eine Gleichstellung der beiden christlichen Kirchen geben. In jeder Gemeinde des Fürstbistums sollten von nun an neue Schulen entstehen können, ganz wie es ihren Einwohnern sinnvoll erschien. Und das Schulwesen wurde auf eine neue finanzielle Grundlage gesetzt. Ausgehandelt worden war der Vertrag von Justus Möser. Geheimrat Möser war die seinerzeit bekannteste Persönlichkeit im Fürstbistum Osnabrück, eine Legende zu Lebzeiten und zudem hoch angesehen im ganzen Reich. Johann Wolfgang von Goethe und Gotthold Ephraim Lessing zählten zu seinen Verehrern. Als der Vertrag von den höchsten Vertretern beider Kirchen und der Regierung unterzeichnet war und sogar Papst und Kaiser ihn urkundlich bestätigt hatten, glaubten viele - und auch Möser selbst -, dass damit sein Meisterstück gelungen war.

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Eine Intrige?

Das "Meisterstück" hatte jedoch eine unschöne Seite, und Justus Möser kannte sie. Die Auflösung des Klosters hätte nur schwerlich durchgesetzt werden können, wenn die Äbtissin frühzeitig davon erfahren hätte. Um den Vertragsabschluss nicht zu gefährden, wurde die Aufhebung des Klosters unter größter Geheimhaltung geplant und schließlich in einem nur wenige Wochen dauernden Coup strategisch ausgeführt. Die Äbtissin wurde im Vorfeld der Ereignisse bewusst hinters Licht geführt und - man kann es nicht beschönigen - hartnäckig belogen.

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Justus-Möser-Jahr 2020

Stadt und Landkreis Osnabrück feiern in diesem Jahr das 300-jährige Jubiläum zu Ehren Justus Mösers, der 1720 in Osnabrück geboren wurde. Im Rahmen des Projekts "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige? Drei Perspektiven auf Justus Mösers politisches Wirken 1786" vermitteln Ausstellungen in Fürstenau, Schledehausen und Bersenbrück die ortsgebundene Sicht auf ein Ereignis, das das Leben der Einwohner schlagartig veränderte. In Schledehausen wurde der Vertrag als diplomatische Meisterleistung begrüßt, in Fürstenau als staatsmännischer Coup verurteilt, in Bersenbrück vermuteten Zeitgenossen eine politische Intrige.
 
Das Begleitprogramm lädt dazu ein, Justus Möser als eine politische Persönlichkeit kennenzulernen, die die beteiligten Orte bis in die Gegenwart hinein prägte. Die Ausstellung in Bersenbrück entsteht in Zusammenarbeit mit dem Künstler Paul Wessler. Erprobt wird ein neuartiges Ausstellungskonzept. Im Außenbereich des Museums wird die Geschichte der Klosterauflösung in großformatigen Bildern erzählt. Audio-Beiträge, die mittels eines QR-Codes abgerufen werden können, laden zum Eintauchen in die historischen Ereignisse beim Betrachten der Bilder ein. Im Sonderausstellungsbereich des Museums werden die Vorgänge in historischen Urkunden und Dokumenten erläutert.
 
Die Kaiserurkunde von 1787, die die Schließung des Klosters besiegelte, wird im Original zu sehen sein.
 
Die Ausstellung wird präsentiert vom 20. September bis zum 1. November 2020 im Museum im Kloster.

Koordiniert wird das Projekt vom Förderverein des Museums Bersenbrück. Die Gesamtleitung liegt bei Historikerin Dr. Jutta Stalfort. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Gemeinde Bissendorf, den Städten Fürstenau und Bersenbrück, der Samtgemeinde Bersenbrück, dem Kreisheimatbund, dem Landschaftsverband des Osnabrücker Landes e. V. und der Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück.


 
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Ausstellung
mit Grafiken von Paul Wessler

Die folgende Geschichte können Sie auch hören:
Zu den Audiodateien
(Sprecher: Jürgen Gast)
1  "Der Konvent im Jahr 1785"
 

1785
Sie waren zu neunt. Sobald die Novizin Frederike von Geismar ihr Gelübde ablegen würde, wären sie 10. Dem Konvent der Zisterzienserinnen in Bersenbrück ging es unter der Leitung von Äbtissin von Bothmer in jeder Hinsicht gut. Die Nonnen waren erst kürzlich in einen Neubau gezogen, einen schönen, stattlichen Bau. Man hatte dafür Schulden aufgenommen. Aber die Grundherrschaft war einträglich.


Dieses Kloster war das reichste im Fürstbistum. Die Äbtissin brauchte sich um die Zukunft nicht zu sorgen. Nach dem Tod des bisherigen Beichtvaters Ignatz Münnich war im November ein neuer Beichtvater eingetroffen. Pater Peter von Hatzfeld war wie sein Vorgänger ein Abt des Klosters Marienfelde. Er passte zu ihnen und lebte sich mühelos ein. Er führte ein Notizbuch, in das er gewissenhaft die Ereignisse dieser Tage eintrug.


 
2  "Hinter vorgehaltener Hand"
 

In der Mitte des folgenden Jahres ging das Gerücht umher, dass das Kloster Bersenbrück geschlossen werden würde. Den Beichtvater beunruhigte, was die Leute sich hinter vorgehaltener Hand erzählten. Selbst in der Lippstädter Zeitung war von der Aufhebung zu lesen gewesen.

In den vergangenen Jahren waren mehr und mehr Klöster geschlossen worden, um mit ihren Einkünften "modernere" Einrichtungen zu finanzieren. Moderner hieß: der diesseitigen Welt zugewandter. Erst 1773 war in Münster – gegen den entschiedenen Willen der Äbtissin - das Kloster Überwasser aufgehoben worden, um mit dem Geld ein Priesterseminar und eine Universität zu gründen.

Daher betrachtete Pater von Hatzfeld es als seine Pflicht, Nachforschungen anzustellen. Die befragten Urheber der Gerüchte bezeichneten, so schrieb er in sein Tagebuch, alles als "erdichtet" und "bloße Rederei".

Pater von Hatzfeld machte sich auf den Weg nach Osnabrück. Er wollte sich an Ort und Stelle erkundigen, ob Schließungspläne hinsichtlich des Klosters Bersenbrück beständen. Er wollte wissen, so formulierte er, "ob wirklich Feuer unter der Asche verborgen" war. In Osnabrück beruhigte man ihn zunächst. Doch ein Freund nahm ihn zur Seite und versicherte ihm glaubhaft und eindringlich, dass in der Tat gewisse Osnabrücker obrigkeitliche Stellen die Aufhebung des Klosters anstrebten.

Wieder zurück in Bersenbrück, wandte Pater von Hatzfeld sich sofort an seinen Abt in Marienfelde mit der Frage, was nun zu tun sei. Dieser schrieb aufmunternd zurück, dass jenes überall verbreitete Gerücht wohl falsch sei. Der Konvent solle unbesorgt sein, denn es sei ja auch schon über andere Klöster viel leeres Gerede gemacht worden.
 


 
3  "Kommissionsbesuch"
 

Am 8. Oktober erreichte die Äbtissin die Nachricht aus der zwei Wegstunden entfernten Kommende Lage, dass am folgenden Morgen eine bischöfliche Kommission ihr Kloster besuchen werde. Der Grund ihrer Visitation sei folgender: Man habe gehört, dass das Kloster einen beträchtlichen Schuldenstand habe.
 

Die Kurfürstliche Durchlaucht möchte sicher sein, dass die Wirtschaft gut geführt werde. Auch möchte er sich vergewissern, dass die klösterliche Disziplin in dieser Situation nicht leide. Im Übrigen sei es nicht notwendig, die Mitschwestern oder Hausdiener über den Grund des Besuchs zu informieren. Diese würden sich nur allzu oft ein falsches Urteil bilden, daher solle ihnen erzählt werden, es handle sich um einen Routinebesuch.

Pater von Hatzfeld notierte, dass im gleichen Augenblick eine drückende Stimmung das ganze Haus befiel. Die Äbtissin war von Furcht wie gelähmt. Flehentlich bat sie ihn um Hilfe.
Bedeutete dieser Besuch, dass das Kloster geschlossen werden würde? Gab es eine Möglichkeit, diese Visitation noch abzuwenden? Der Beichtvater empfahl, die Kommission zu empfangen, aber darauf zu bestehen, dass es bei einem freundschaftlichen Besuch bleibe. Da dieses Kloster ein Ordensprivileg besitze, so argumentierte er, sei eine Überprüfung nur mit Zustimmung des Ordens, also mit Zustimmung des Abtes in Marienfelde, statthaft. Die Kommission habe daher von einer Überprüfung abzusehen. Mit dieser Nachricht wurde der Bote entlassen. Die Äbtissin schickte dem Boten einige Minuten später einen Klosterknecht nach, um die Kommissare für den folgenden Tag zum Frühstück einzuladen.

Am 9. Oktober erschienen die Gäste aus Osnabrück pünktlich gegen 9 Uhr in Bersenbrück. Sie wurden wohlwollend aufgenommen, und scheinbar einvernehmlich wurden die Themen Klosterdisziplin und Wirtschaftsführung aus ihrer Unterhaltung ausgenommen.


 
4  "Ernste Lage"
 

Kommissionär Dr. Dorfmüller bat den Beichtvater zu einem privaten Gespräch in den Garten. Er forderte ihn auf, die Äbtissin zu überreden, freiwillig und ohne Widerstreben die Wirtschaftsbücher des Klosters auszuhändigen.
 

Pater von Hatzfeld erwiderte, dass ihm das schwerlich gelingen werde. Daraufhin entgegnete Dr. Dorfmüller: Falls die Äbtissin sich nicht dazu bewegen lasse, werde er einen Spezialbefehl des Landesherrn in Anwendung bringen. Er händigt ihm das Dokument aus und Pater von Hatzfeld wurde sofort klar, dass er alles tun musste, um seine Ausführung abzuwenden.

Der Spezialbefehl, der dem Beichtvater vorgelegt wurde, beinhaltete, dass bei Widerstand Gewalt eingesetzt werden würde. Kommissionär Dr. Dorfmüller fügte dem Gespräch mit dem Beichtvater hinzu, dass der Vogt von Ankum mit 50 kräftigen Männern in der Nachbarschaft zur Verfügung stehe. Und für den Fall, dass die Äbtissin dem Befehl des Landesherrn nicht Folge leiste, würden sie auf den ersten Wink hin die Riegel von den Türen aufbrechen, hinter denen die Bücher und Register verwahrt würden. Pater von Hatzfeld forschte nach, ob die Ausführungen Dr. Dorfmüllers tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Er fand jene 50 Mann im Schulhaus beim Kloster wartend auf weitere Befehle.


 
5  "Der Ankumer Vogt und seine Männer"
 

Als Pater von Hatzfeld der Äbtissin die Situation schilderte, beharrte sie zunächst auf ihrer Position. Doch schließlich machte der Beichtvater ihr klar, dass sie eine raue und schimpfliche Behandlung würde ertragen müssen von den Bauern des Klosters, die im Schulhofe bereitstünden.
 

Er mahnte sie, daran zu denken, dass sie als Grundherrin diese Bauern oft durch Eintreibungen und sonstiges Einschreiten belästigt und gequält habe. Sie würden bei dieser Gelegenheit sicherlich Rache dafür nehmen, alles durchstöbern und in Unordnung bringen. Pater von Hatzfeld riet ihr, den Forderungen der Kommission nachzugeben und den Rechtsweg einzuschlagen. Die Herausgabe der Bücher würde mit Gewalt erpresst sein, und so stände ihr offen, gegen diese widerrechtliche Überprüfung zu klagen.

Unter feierlichem Protest und dem Vorbehalt des Rechtseinspruchs wurden die geforderten Unterlagen übergeben. Der Vorgang wurde protokolliert. Die Kommission verabschiedete sich mit den Worten: "Der Konvent könne ganz ruhig und sicher sein, sie hätten alles in bestem Zustand und bester Ordnung gefunden und würden darüber dem höchsten Auftraggeber sehr genauen Bericht erstatten."

Beim Hinausgehen wurde der Klosterverwalter aufgefordert, sich am nächsten Morgen auf der Kommende Lage einzufinden, um bei der Überprüfung der Bücher zugegen zu sein. Als der Verwalter am Abend des übernächsten Tages zurückkehrte, berichtete er, dass er einen Eid haben schwören müssen, über alle Verbindlichkeiten und Guthaben Auskunft gegeben zu haben.


 
6  "Rechtsberatung in Quakenbrück"
 

Zwei Befehle wurden Amtmann Beckering für die Äbtissin mitgegeben. Ihr wurde unter Strafandrohung verboten, Klostergut zu erwerben oder zu veräußern und Novizinnen aufzunehmen. Nun bestand kein Zweifel mehr, dass eine Klosterschließung drohte.
 

Umgehend suchte der Beichtvater die Unterstützung seines Abtes in Marienfelde, der versprach, alle Hebel in Bewegung zu setzen. Der Abt eilte zum Kölner Erzbischof. Doch sein Gespräch mit ihm verlief unbefriedigend. Dieser habe, so schrieb er enttäuscht an Hatzfeld, in der üblichen höflichen Redeweise geantwortet: Er könne ganz beruhigt sein ... Die Überprüfung Bersenbrücks sei ihm aufgrund des Schuldenstandes auch selbst vorgeschriebenen gewesen ... Ihm sei bisher noch nichts Nachteiliges von Seiten des obersten Herrn widerfahren; warum habe er in dieser Sache Furcht?

Beichtvater von Hatzfeld riet der Äbtissin, wenigstens drei Rechtsgelehrte zu beauftragen, die Sache genauer zu untersuchen. Sie sollten ein Gutachten abgeben, wie man handeln und vorgehen müsse, um eine Aufhebung abzuwenden. Insbesondere ihr Quakenbrücker Advokat Dr. Koch drängt, eine Eingabe an das Reichskammergericht in Wetzlar zu machen und gegen dieses Vorgehen - und insbesondere gegen die Verbote - zu klagen. Diesen Schritt hatten die Osnabrücker jedoch vorhergesehen. Das Kloster Überwasser in Münster hatte durch eine Klage seine Schließung lange hinauszögern können. Nun waren frühzeitig Vorkehrungen getroffen worden. "Lobbyarbeit" nennen wir das heute. Osnabrück behauptete, Bersenbrück sei dramatisch verschuldet. Die Äbtissin habe in der Vergangenheit übel gewirtschaftet. Der Konvent sei zerstritten und es herrsche ein schrankenloser Lebenswandel. Daher habe man der Äbtissin ihre Rechte beschneiden müssen. Dass dies eine gänzlich überzogene und klischeehafte Darstellung der Bersenbrücker Verhältnisse war, um die wahren Motive zu verschleiern, wurde in Wetzlar sofort erkannt. Der zuständige Sachbearbeiter empfahl, die Äbtissin wieder als Herrin des Klosters mit allen Rechten einzusetzen.

Doch zu einem Urteilsspruch kam es in Wetzlar nicht mehr. Im Februar des Jahres 1787 wurde dem Gericht von Osnabrücker Seite mitgeteilt, dass sowohl die kaiserliche wie auch die päpstliche Zustimmung zur Aufhebung des Bersenbrücker Klosters vorlägen. Das Gericht prüfte die Unterlagen und erklärte, aufgrund dieser neuen Sachlage nicht mehr zuständig zu sein. Der Aufhebung hätte Bersenbrück nur im Vorhinein entgegenwirken können. Der Konvent hätte sich frühzeitig an den kaiserlichen Hof oder auch an den Papst wenden müssen, um sein Schicksal abwenden zu können.


 
7  "Bersenbrücker Zeitenwende"
 

Papst Pius VI. hatte der Auflösung des Klosters am 17. November 1786 offiziell zugestimmt. Die kaiserliche Zustimmung wurde am 10. Januar 1787 in Wien erteilt.
 

Sie erreichte Osnabrück Mitte Februar. So reisten die Kommissionäre am 22. Februar erneut nach Bersenbrück, verlasen die kaiserliche Urkunde und verkündeten die Aufhebung des Klosters. Der Pfarrer der St. Vincentius-Gemeinde trug in das Sterberegister ein: "Im Jahre 1787 ist das adlige Zisterzienserinnenkloster erloschen. Das geschah unter der ehrwürdigen Äbtissin Maria Dorothea von Bothmer aus dem Hause Schwegerhoff ... sowie zur Amtszeit des Konfessarius P. Franz von Hatzfeld, Professe des Klosters Marienfeld, während ich, Peter Arnold Joseph Docen, Mönch aus Marienfeld, Pastor war." Er fügte die Namen der anwesenden Klosterfrauen hinzu.

An diesem Tag endete die Geschichte des Klosters. Für Bersenbrück begann eine neue Zeit. Mit der Aufhebung des Klosters entfiel der Zwang zur klösterlichen Abgeschiedenheit. Im Sommer des folgenden Jahres wurde das erste Haus Bersenbrücks direkt gegenüber der Klosterpforte errichtet.

Nachwort

Die Auflösung des Klosters war seit Frühjahr 1786 eine beschlossene Sache gewesen. Der Erzbischof von Köln hatte sie uneingeschränkt befürwortet. Das Domkapitel, in großer Mehrheit katholischer Konfession, hatte keine Einwände vorgebracht. Am 27. Mai waren die Verantwortlichen zusammengekommen, um den Plan, der die Schließung des Klosters bedeutete, zu diskutieren und anzunehmen. Um seine Umsetzung nicht zu gefährden, wurde Geheimhaltung vereinbart. So waren die Äbtissin von Bothmer und Beichtvater von Hatzfeld von ihren eigenen Leuten hartnäckig belogen und hinters Licht geführt worden. Der Bersenbrücker Konvent fühlte sich von seiner Kirche im Stich gelassen.

Die in dieser Erzählung dargestellte Perspektive auf das Geschehen ist die des Konvents. Es ist eine unvollständige Sicht auf das historische Geschehen, denn sie berücksichtigt nicht die Gründe der Klosterschließung und seine Einbettung in die mit ihm zusammenhängenden Ereignisse.

Die Einkünfte dieses reichsten Klosters der Region waren bisher allein dazu aufgewendet worden, den zehn Klosterfrauen ein ihrem Adelsstand angemessenes, angenehmes Leben zu ermöglichen. Ihre Dienerschaft war zahlreich. Jetzt sollte die Wirtschaftskraft des klösterlichen Grundbesitzes den Aufbau von Pfarrgemeinden ermöglichen und das katholische Bildungswesen auf eine bessere finanzielle Grundlage stellen. Der Papst hatte seine Zustimmung gegeben, weil er überzeugt war, dass es der katholischen Religion am besten dienen würde, die Güter des Klosters dazu zu verwenden, die Schulbildung in katholischen Gemeinden zu verbessern.

Die Verantwortlichen sahen eine gute und sichere Versorgung der Klosterfrauen vor. Sie stellten es den Frauen frei, sich der Gemeinschaft eines anderen Klosters der Region anzuschließen.


 

Der Künstler Paul Wessler

Paul Wessler wurde 1949 in Bersenbrück geboren und studierte in den 70er Jahren Design und Kunst in Münster und Berlin. Dem Lehrerdasein zog er ein Leben als freischaffender Maler und Grafiker vor. Er beschickte bereits Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Russland, Belgien und England.
Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Malerei, das Thema ist immer wieder die Farbe.

Veranstaltungshinweise

Vortrag
Justus Möser - ein politisches Vorbild?

Der Osnabrücker Staatsmann und Schriftsteller Justus Möser (1720-1794) wollte mit der Gründung der "Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen" ein Diskussionsforum für Reformen schaffen. Johann Gottfried Herder bezeichnete es als "das vollkommenste deutsche Nationalblatt" und Goethe sah darin ein geeignetes Instrument, um Gegenwart und Zukunft in den Blick zu nehmen. über die erfolgreiche politische und literarische Tätigkeit hinaus unterstützte Möser zukunftsfähige Projekte in seinem Wirkungskreis auch finanziell.

Referent: Martin Siemsen M. A., Vorsitzender der Justus-Möser-Gesellschaft Osnabrück
 
Veranstaltungsort: Museum Bersenbrück
 
In Kooperation mit der VHS Osnabrücker Land
Kursnummer: 202-190114

16. Okt. 2020, 19.30 Uhr
Vortrag
Was verloren ging und was gewonnen wurde. Die Bedeutung der Klosteraufhebung für den Ort Bersenbrück

Seit 1231 hatte das Zisterzienserinnen-Kloster darauf geachtet, dass die für seinen Orden geforderte Abgeschiedenheit streng eingehalten wurde. Es hatte jegliche Siedlungstätigkeit in unmittelbarer Nähe unterbunden. So sah man bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nur Wiesen und Wälder, wo sich heute das Zentrum der Stadt Bersenbrück befindet. Erst die mit List erzwungene Schließung des Klosters 1787 ermöglichte die Entwicklung des Ortes zu einem geschäftigen Zentrum. Der Vortrag fragt: Welche Veränderungen bedeutete die Klosterschließung für Bersenbrück?

Referentin: Dr. Jutta Stalfort, Historikerin, Projektleitung der Ausstellung "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige?"
 
Veranstaltungsort: Museum Bersenbrück
 
In Kooperation mit der VHS Osnabrücker Land
Kursnummer: 202-190115

23. Okt. 2020, 19.00 Uhr
Vortrag mit Diskussion
Die Kaiserurkunde von 1787

Die Schließung des Bersenbrücker Zisterzienserinnen-Klosters war für ihre Betreiber kein leichtes Unterfangen, denn das Kloster stand unter dem ausdrücklichen Schutz von Papst und Kaiser. Die Kaiserurkunde von 1787, die das Ende des Klosters besiegelte, ist ein komplexes Dokument und gewährt tiefe Einblicke in das Denken und Rechtsempfinden dieser Zeit. An diesem Abend wird die Urkunde in ihren Details vorgestellt und ihre Bedeutung mit den Teilnehmern diskutiert werden.

Dr. Jutta Stalfort, Historikerin, Projektleitung der Ausstellung "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige?"
 
Veranstaltungsort: Museum Bersenbrück
 
In Kooperation mit der VHS Osnabrücker Land
Kursnummer: 202-190107

30. OKT 2020, 19.00 Uhr
Weitere Veranstaltungen
"Ein Jahr mit Justus Möser"

Der Landschaftsverband Osnabrück e.V. bietet zum 300. Geburtstag von Justus Möser eine umfangreiche Veranstaltungsreihe an. Eine Übersicht über das vielfältige Angebot finden sie auf der Internetseite:

www.justus-moeser-2020.de

Besuch der Ausstellungen

  • Museum im Kloster Bersenbrück
  • Stiftshof 4
  • 49593 Bersenbrück
     
  • Außenbereich
  • Klosterschließung Bersenbrück
    - Eine politische Intrige?
    Ausstellung mit Werken von P. Wessler
  • Historische Erzählung, Kunstwerke und Audioguide
  • 24 h täglich zugänglich
  • Innenbereich
  • Die Kaiserurkunde von 1787
  • Historische Dokumente zur Klosterauflösung
  • Do/Fr von 14 - 18 Uhr, Sa/So von 11 bis 18 Uhr
  • Gesonderte Öffnungszeiten und Führungen auf Anfrage

Ausstellungsbeginn

Sonntag, 20. Sept. 2020

Ausstellungsdauer

20f. Sept. 2020 bis 1. Nov. 2020

Das Coffee-Bike kommt!

Am 20. und 27. Sept. 2020 von 11-18 Uhr
Veranstalter:
Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.
  • Foyer im Schloss Fürstenau
  • Schlossplatz 1
  • 49584 Fürstenau
  • Staatskunst oder Coup?
    - Fürstenau zieht vor Gericht!
    Ausstellung mit Werken von G. Sponheuer
  • Historische Erzählung, Kunstwerke, Audioguide und Dokumente
  • Mo bis Fr, 8.30 bis 18 Uhr
    Sa/So, 15  bis 18 Uhr
  • Gesonderte Öffnungszeiten und Führungen auf Anfrage

Ausstellungseröffnung

Freitag, 18. Sept. 2020, 19 Uhr

Ausstellungsdauer

18. Sept. 2020 bis 1. Nov. 2020
Veranstalter:
Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.
  • Kurgarten Schledehausen
  • Schledehausen
  • 49143 Bissendorf
  • Endlich frei! - Eine diplomatische Meisterleistung für Schledehausen
    Ausstellung mit einem Fries von J. Steinberg
  • Historische Erzählung, Kunstwerk und Audioguide
  • Der Kurgarten ist frei zugänglich.
     
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Ausstellungseröffnung

Samstag, 26. Sept. 2020, 16:00 Uhr

Ausstellungsdauer

26. Sept. 2020 bis 1. Nov. 2020
Veranstalter:
Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.

Kontakt

Veranstalter

Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.
Vorsitzender: Dr. Wilfried Markus, Bersenbrück

Projektleitung

Dr. Jutta Stalfort, Bersenbrück
   0 54 39/90 23 26
   kontakt@jutta-stalfort.de

Wir danken den Förderern!

Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück
Samtgemeinde Bersenbrück
Samtgemeinde Bersenbrück
Samtgemeinde Bersenbrück
Kreisheimatbund Bersenbrück
Stadt Bersenbrück
Stadt Bersenbrück
Stadt Fürstenau
Stadt Fürstenau
Bissendorf/Schledehausen
Gemeinde Bissendorf